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Freitag 20.11.09
20:00 Uhr
ÜBERGEWICHT, unwichtig: UNFORM



Abendkasse k.A. |
Beschreibung
Ein europäisches Abendmahl von Werner Schwab
"Irgendwie müssen wir einer jeden Fremdheit den Kragen abschlagen, und nur eine Fremdheit ist eine Schönheit."
Ehe der große Werner-Schwab-Hype wirklich einsetzte, hatte der Autor bereits seine stärksten Stücke geschrieben, unter ihnen jenes 'europäische Abendmahl' mit dem unaussprechlichen Titel. Darin rückt er einer ungleichen Kneipengemeinschaft erbarmungslos nah auf den Leib - und Leib heißt bei Schwab immer zuerst: Sprach-Körper. Das Idiom, das er für sie prägte und das sich aus einfachem Volksösterreichisch, experimenteller Sprache in der Tradition der Wiener Gruppe und geschraubten Wortkaskaden im Stile Thomas Bernhards zusammensetzt, war so unverwechselbar, dass sich die Wortschöpfung "Schwabisch" dafür durchsetzte.
In einer schäbigen Wirtschaft hocken jeden Abend dieselben Gestalten: der nicht mehr junge, aber dauer-idealistische Pädagoge Jürgen, der heimlich mit der Wirtin schläft, der brutale Schläger Karli und die verblühte Schönheit Herta, der reaktionäre Schweindi mit pädophilen Neigungen und sein adrettes Weib Hasi, beide Strampelhosen für imaginäre Wunschkinder strickend. Dazwischen verdient sich die einfältige Fotzi durch Herzeigen ihres Unterleibs Kleingeld für die Musikbox. Ewiggleich bramarbasieren sie vor sich hin, als ein ungewohnter Anblick ihre Aufmerksamkeit fesselt: ein aufreizend schönes Paar, welches das speckige Ambiente und sie alle inklusive als extravagante Abwechslung von ihrer coolen Normalumgebung goutiert. Der Appetit ist allerdings auch bei der Kneipengemeinschaft geweckt, und es endet mit einer kannibalischen Orgie.
Mit dieser Inszenierung zeigt Stephan Rottkamp, der am Düsseldorfer Schauspielhaus Oberspielleiter ist, bereits seine dritte Arbeit in Stuttgart.
(Quelle: staatstheater.stuttgart.de)
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