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Montag 03.03.14

16:00 Uhr

Nebraska (OmU)

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Abendkasse k.A.  

Beschreibung

 


In expressivem Schwarzweiß gehaltenes Roadmovie über ein sich fremdes Vater-Sohn-Paar, das eine 1500 Kilometer weite Reise ins amerikanische Niemandsland antritt.

Laufzeit: 115 min.
FSK: ab 6 Jahre

Mit seinem sechsten Film als Regisseur kehrt Alexander Payne nur eineinhalb Jahre nach "The Descendants" zurück zu vielen Themen und Motiven, die ihn im Lauf seiner Karriere wiederholt interessiert und zum vielleicht führenden amerikanischen Komödienregisseur der Gegenwart haben werden lassen: der Kampf kleiner Leute um Sinn und Bedeutung in ihrem Leben, die Verödung Amerikas außerhalb seiner Metropolen, Menschen in Bewegung, ohne von der Stelle zu kommen, die Familie als längst nicht mehr heiler Rückzugspunkt. Für den Filmemacher selbst bedeutet der Film auch noch in anderer Hinsicht eine Art Heimkehr: Nebraska ist sein Heimatstaat, in dem auch seine ersten drei Filme angesiedelt waren. Nun ist er zurück im Mittleren Westen, mit einem weiteren Roadmovie, der wie sein "Sideways" zwei Männer auf eine Reise schickt.

Zögerlich erklärt sich David Grant, frisch von seiner Lebensgefährtin getrennter Verkäufer in einem Stereogeschäft, bereit, seinen von Alkoholismus gezeichneten und mit Demenz ringenden Vater Woody, der ihm immer fremd war, 1500 Kilometer von Billings, Montana, nach Lincoln, Nebraska zu begleiten. Dort will sich der einsilbige alte Mann einen Gewinn von einer Million Dollar auszahlen lassen, der ihm auf einer Spam-Postsendung versprochen wird - egal wie sehr ihm seine Umwelt zu erklären versucht, dass es sich um einen Bauernfängertrick handelt. Unterbrochen wird die Reise in dem einsamen Kleinkaff Hawthorne, in dem Woody aufgewachsen ist und wo die beiden ungleichen und sich so fremden Männer auf Familie und alte Freunde treffen, die sie seit Jahren nicht gesehen haben.

Wie immer bei Payne sind Figurenzeichnung und sein Gespür für Ort und Zeit makellos. Keiner versteht besser als er, mit einfachen Strichen nachvollziehbare Welten überzeugend zu etablieren. Der in Deutschland eher unbekannte Komödiant Will Forte ("30 Rock") und Hollywood-Veteran Bruce Dern danken dem Regisseur ihre üppig gezeichneten Rollen - das Drehbuch stammt ausnahmsweise nicht von Payne selbst, sondern wurde von dem Newcomer Bob Nelson geschrieben - mit wunderbar stimmigen Darstellungen. Und nicht zuletzt die Entscheidung, den Film in Schwarzweiß zu präsentieren (gedreht wurde auf Farbmaterial), schlägt unverkennbar die Brücke zu Peter Bogdanovichs Klassiker "Die letzte Vorstellung", ein weiteres Porträt eines von Einsamkeit und Verzweiflung geprägten Small-Town-America, das vier Jahrzehnte früher entstanden ist, aber letztlich auch ein Abgesang ist. Nur dass es bei Bogdanovich um junge Menschen ging, die den Absprung schaffen wollen.

Nun, 42 Jahre später, wollen sie den Anschluss nicht verpassen, kehren die mittlerweile in die Jahre gekommenen und vom täglichen Überlebenskampf gezeichneten Menschen in die Kleinstadt zurück und entdecken, dass ihr Amerika, für das sie ihr Leben lang, auch in Kriegen und gegen alle anderen Widerstände, gekämpft haben, vor die Hunde geht. Der Amerikanische Traum ist längst ersetzt von Neid, Missgunst und Gier, weshalb der Triumph des Oldies Woody am Ende des Films doch nur eine kleine Geste ist. Eine kleine Geste, wie es auch "Nebraska" geworden ist, den man vielleicht noch höher einschätzen würde, wenn Alexander Payne nicht alles, was er hier sagt, anderswo schon ebenso gut gesagt hätte. Das soll die Leistungen aber nicht mindern: Sehens- und liebenswert ist der sechste Spielfilm dieses bemerkenswerten Filmemachers allemal, nur eben nicht ganz so frisch und neu, wie man es vielleicht gehofft hatte. ts.

Veranstaltungsort

Kino Atelier / Café Haag

Am Haagtor 1
72070 Tübingen

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