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Samstag 15.03.14

20:30 Uhr

Viva la libertá

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Abendkasse k.A.  

Beschreibung

 


Drama und Allegorie zeitgenössischer italienischer Politik um einen Oppositionsführer, der nach schlechter Wahlprognose nach Frankreich flüchtet, und seinen Zwillingsbruder, einen Philosophen mit bipolarer Störung, der ihn ersetzen soll.

Laufzeit: 96 min.
FSK: o.A. (ohne Altersbeschränkung)

Satirisches Politmärchen über einen Doppelgänger, der Italien den Glauben an die Politik zurück gibt.

Zwölf Mal war Roberto Andòs komisches Drama für den diesjährigen David di Donatello, den wichtigsten italienischen Filmpreis, nominiert und gewann sechs Trophäen. Mit dem Schauspieler der Stunde, Toni Servillo aus "La grande bellezza", in einer Doppelrolle als depressiver Oppositionsführer und sein wahnwitziger Zwillingsbruder besetzt, reiht sich die Utopie nach Andòs eigenem Buch in die große Tradition des italienischen Politkinos von "Don Camillo" bis zu den Werken Nanni Morettis ein und seziert fröhlich die Misere der Demokratie. Eine Lektion gegen Zynismus und Angst, zugleich ein Vortrag für Freiheit und Wandel - so viel Hoffnung wurde in der von Berlusconi so gebeutelten Nation mit gebührendem Überschwang gefeiert.

Im Tonfall kontrolliert, entwickelt sich eine undurchsichtige Satire der intellektuellen Sorte mit hintergründigen Pointen, die als Schelmenstück ohne Comedy auskommt und ähnlich wie Chabrol auf sein bourgeoises Milieu schaut: Der in seiner Partei umstrittene Chef Enrico Oliveri verstummt und flüchtet über Nacht zu seiner früheren Geliebten Gabrielle (Valeria Bruni Tedeschi) nach Paris. Ein Burn-Out-Eremit, der in dieser Atempause nicht nur in ein anderes Leben eintaucht, sondern auch seine verlorene Jugend wiederentdeckt. Derweil hat der panische Beraterstab Enricos Bruder gefunden, den schon einmal übers Kuckucksnest geflogenen Philosophen Giovanni, der nur zu bereitwillig als Double einspringt. Mit diebischem Vergnügen hält er nun eine Gardinenpredigt nach der anderen, rechnet mit Politikbetrieb und Medien ab, betört sogar die deutsche Kanzlerin mit Tango.

Ausgerechnet ein Verrückter, der den Parteistrategen ein unergründliches Mysterium bleibt, wird zum Liebling des Volkes, das an seinen Lippen hängt, obschon er nur in Rätseln spricht und nie konkret handelt. Mit vagen Tendenzen zu Kafka und Buñuel entwickelt sich ein Traum von Freiheit, der das Menschliche und die Liebe hervorbringt, die Exilant Enrico ebenfalls findet. Andò inszeniert dies ohne viel Aufhebens und mit einigen Leerstellen, kein capraeskes "Dave"-Märchen, sondern eines für Erwachsene, sozusagen die Arthouse-Variante davon. Gewitzt stellt er Politik als permanente Erfindung der Wirklichkeit dar, ein Betrug, den er mit dem Kino vergleicht, verkörpert von Gabrielles Ehemann, einer bewunderten Regie-Ikone. Messianisch vermittelt Andò leichtfüßig den unbedingten Glauben an die Gestaltungskraft beider Domänen. tk.

Veranstaltungsort

Kino Atelier / Café Haag

Am Haagtor 1
72070 Tübingen

Lageplan


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