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Samstag 26.04.14
16:30 Uhr
Molière auf dem Fahrrad



Abendkasse k.A. |
Beschreibung
Mit Fabrice Luchini und Lambert Wilson top besetzte witzige und geistreiche Komödie und eine originelle Hommage an Molière.
Laufzeit: 105 min.
FSK: o.A. (ohne Altersbeschränkung)
Mit "Nur für Personal" zeigte Philippe Le Guay ein Händchen für die Verbindung von Leichtfüßigkeit und moderater Gesellschaftskritik, in seinem neuen Werk gelingt ihm die fulminante Verknüpfung von Molière-Theater und lebendigem Kino, zieht er einen Bogen von Molières zeitgenössischer Kritik am 17. Jahrhundert zum heutigen Leben. Der Zusammenprall von intellektuellen Wortgefechten und männlichen Eitelkeiten wird zum Feuerwerk von perfidem Witz, unangenehmen Wahrheiten und ernüchternder Wirklichkeit.
Schon die Besetzung entpuppt sich als genialer Schachzug. Lambert Wilson spielt Gauthier Valence, einen populären Fernsehstar, der auf die einsame île de Ré kommt, um Serge Tanneur (Fabrice Luchini ), einen renommierten Theaterschauspieler, zu überreden, bei einer Neuinszenierung von Molières "Der Menschenfeind" mitzumachen. Der Haken: Der Einsiedler, der mit dem Theater nichts mehr zu tun haben will und Drehbücher, die man ihm zusendet, verbrennt, kann sich nur langsam dafür erwärmen, die Rolle des Alceste zu übernehmen, auf die auch Gauthier versessen ist. Fünf Tage und Nächte ringen die alten Weggefährten um die richtige Interpretation des Bühnentextes, proben miteinander und messen sich. Höhepunkt ist die ständige Wiederholung der ersten Szene des ersten Akts, in denen sie die Rollen wechseln zwischen Alceste und Philinte und die philosohischen Standpunkte auseinanderpflücken, das Dilemma der Wahl zwischen milder Nachgiebigkeit und dem Beharren auf Wahrheit. Dabei belauern sie sich, offenbaren ihre unterschiedlichen Lebensentwürfe, ihre Ängste, aber auch einen ungewöhnlichen Humor. Molières Alexandriner geben ihnen Halt im persönlichen Chaos. Ansonsten geschieht wenig, der Alltag auf der winterlichen Insel erschöpft sich in langen Radfahrten, Spaziergängen und Diskussionen. Die beiden leiden unter Anfällen von Melancholie und Unbarmherzigkeit dem anderen gegenüber, wobei Luchinis Serge sich als Meister erweist. Sie plaudern mit dem örtlichen Wirt, der ihnen seine Nichte, eine junge Pornodarstellerin, ans Herz legt. Betört werden Gauthier und Serge von einer schönen Italienerin.
Wie sie verbal das Florett kreuzen, der eine desillusioniert, enttäuscht und in phänomenaler Boshaftigkeit, der andere nur scheinbar locker und trotz Erfolg unsicher, das ist Schauspielkunst pur und macht Lust, den guten alten Klassiker mal wieder zu lesen oder auf der Bühne zu sehen.
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