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Montag 23.02.15

22:30 Uhr

Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach - En duva satt på en gren och funderade på tillvaron (OmU)

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Beschreibung

 


Mit seinem dritten und sehr skurrilen Teil der Trilogie über die Natur des Menschen gewann der Schwede Roy Andersson den Goldenen Löwen in Venedig. | Schweden (2014) | Drama/Komödie | 100 min. | ab 12 Jahren freigegeben | Regie: Roy Andersson

Die Welt von Roy Andersson besticht durch Zeitlosigkeit, der Schwede gilt als Unikum und Erfinder eines unverwechselbaren Universums, das von seltsamen, zumeist bleichen Menschen wie vom anderen Stern bevölkert wird, die manchmal an traurige Clowns erinnern, Verzweifelte im Gestrüpp des Alltags. Der dritte Teil seiner Trilogie über die Natur des Menschen (nach "Songs from the Second Floor" und "Das jüngste Gewittere")beginnt mit dem Tod, genauer gesagt mit drei Menschen, die das Zeitliche segnen, was niemanden sonderlich interessiert und die dann auch nicht mehr erwähnt werden. Den roten Faden in dieser Groteske bilden zwei ziemlich traurige Vertreter ausgerechnet für Scherzartikel, die wie Don Quijote und Sancho Panza übers Land ziehen und weder ihre Lachsäcke, "den Klassiker" wie sie immer betonen, noch Vampirzähne mit extra langen Beissern unter die Leute bringen. Dabei treffen sie auf skurrile Gestalten, die am Telefon gebetsmühlenartig und formelhaft wiederholen, "ich freue mich, dass es dir gut geht", während es ihnen ziemlich mies geht.

Andersson erzählt keine linearen Geschichten, sondern entwirft starre und fast surreale Tableaus in entsättigten Farben, braune und graue Standbilder, die an Theater erinnern. Inspiriert wurde er u. a. von den deutschen Malern Otto Dix und Georg Scholz. Und die langen Plansequenzen - für manche brauchte er über einen Monat - sagen mehr aus als lange Dialoge. Es sind einzelne Szenen und stilisierten Settings, die faszinieren: wenn ein Ex-Kapitän sich erfolglos als Friseur versucht, eine Flamenco-Tänzerin ihren Schüler befummelt oder in Lottas Bar arme Matrosen und Soldaten die großzügige Lady für einen Schnaps mit einem Kuss bezahlen. In dieser Fantasiewelt wundert es dann auch nicht mehr, wenn König Karl XII hoch zu Ross mit seinen Soldaten in eine heutige Bar einfällt und Mineralwasser ordern lässt, da darf der "letzte Wikinger" sogar Zeichen der Homosexualität zeigen.

Der unangefochtene Meister des Absurden perfektioniert das Spiel mit der Zeit in diesem Kaleidoskop über das Menschliche und Allzumenschliche, der Grat zwischen Schmerz und Komik, Monster und Mensch ist schmal. Im letzten Kapitel "Homo Sapiens" degeneriert der Mensch ohne Achtung vor dem Anderen zur Inkarnation des Bösen. Wenn in verschiedenen schwedischen Varianten mehrmals "Glory Glory Hallelujah" erklingt, möchte man einfach mitsingen. Kunstkino kann wunderschön sein.

Veranstaltungsort

Kino Arsenal

Am Stadtgraben 33
72070 Tübingen

Lageplan


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