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Freitag 27.03.15

18:00 Uhr

Das Mädchen

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Abendkasse k.A.  

Beschreibung

 


Dokumentarfilm
Deutschland 2014
Regie: Eric Fiedler
Buch: Silke Schütze und Eric Friedler
Laufzeit: 75 min.
freigegeben ohne Altersbegrenzung

Am 22. März 1977 erreicht eine brisante Information von Amnesty International das Auswärtige Amt: Eine junge deutsche Frau, Elisabeth Käsemann aus Tübingen, ist einige Wochen zuvor von der argentinischen Militärpolizei aus ihrer Wohnung in Buenos Aires in ein Lager verschleppt worden und wird nun dort gefoltert. Grund: Sie gehöre dem linken Untergrund an und habe Terrorgruppen unterstützt. Immerhin lebt sie, was den Aussagen einer freigekommenen Mitgefangenen zu entnehmen ist. Mit diplomatischem Druck wäre jetzt einiges möglich. Andere europäische Länder haben dies bereits praktiziert und ihre Landsleute aus der brutalen Haft herausbekommen. Doch das deutsche Außenministerium unter Hans-Dietrich Genscher und das Auswärtige Amt unter Klaus von Dohnanyi unternehmen nichts in diese Richtung. Weder wurde der argentinische Botschafter eingeschaltet, noch ein Sonderbeauftragter nach Argentinien gesandt noch ein Krisenstab zusammengerufen. Nicht einmal das Standardinstrumentarium der diplomatischen Welt wurde angewandt. Warum nicht? – Neben politischen und wirtschaftlichen Interessen spielt auch der Sport eine gewisse Rolle, denn im nächsten Jahr wird in Argentinien die Fußball-Weltmeisterschaft stattfinden. In dieser Situation will der DFB nicht zum Spielverderber werden. Sogar nach dem Tod der jungen Frau muss Dohnanyi die Haltung der Bundesregierung verteidigen...

Das Faszinierende am Film von Eric Fiedler ist, wie er es schafft, die verschiedenen Ebenen dieses äußerst tragischen Falls mit all seinen Facetten und Verstrickungen miteinander zu verknüpfen. Viele Zeitzeugen kommen dabei zu Wort, u.a. der inzwischen 86-jährige Klaus von Dohnanyi, Ex-Staatsministerin Hildegard Hamm-Brücher, Sportler wie Rummenigge und Breitner, Überlebende der Junta. Manche Schilderungen der Folter sind schwer zu ertragen, doch der Schwerpunkt der Dokumentation liegt nicht auf der Beschreibung des Grauens, sondern darauf, zu zeigen, wie ein allgemeines Wegducken, eine verbreitete Ignoranz, das Verharren in Hierarchien und handfeste wirtschaftliche Interessen einer Intervention entgegenstanden. Kernfragen des Films sind: Warum weist die deutsche Regierung bis heute jede Verantwortung zurück? Und: Wie unpolitisch darf Sport sein? Vor dem Hintergrund der Fußball-WM in Brasilien und den Olympischen Winterspielen in Sotchi stellt der Dokumentarfilm Fragen von beklemmender Brisanz. Endlich - nach 37 Jahren des Schweigens über das Schicksal dieser jungen Frau, die letztlich nicht befreit wurde und von der argentinischen Junta in einer Baracke nach Wochen des körperlichen und psychischen Martyriums von hinten erschossen wurde.

Fr 27.03. 18.00 Uhr

Veranstaltungsort

Kino im Waldhorn

Königstraße 12
72108 Rottenburg

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