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Donnerstag 23.04.15

18:30 Uhr

Medico-Gruppe Tübingen:

Tödliche Textilindustrie in Pakistan

Gewerkschaftliche Kämpfe um Rechte und Entschädigung - mit Zehra Khan

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Abendkasse k.A.   Eintritt frei  

Beschreibung

 


Zehra Khan ist Generalsekretärin der pakistanischen Homebased Women Workers Federation (HBWWF) mit Sitz in Karachi/Pakistan. Sie hat intensiv zu den Lebens- und Arbeitsbedingungen informeller Arbeiterinnen in den Slums der 20-Millionen-Metropole geforscht – auch mit feministischem Blick auf die Situation der Frauen in einer muslimischen Gesellschaft. Die HBWWF existiert seit 2009 und ist die offizielle gewerkschaftliche Vertretung von Heimarbeiterinnen. Sie zählt mittlerweile rund 4000 Mitglieder hauptsächlich in Karatschi und Lahore und kooperiert dabei eng mit der National Trade Unions Federation (NTUF), einer der wichtigsten pakistanischen Gewerkschaftsorganisationen. Nach dem Brand bei Ali Enterprises am 11. September 2012 stellten sich beide Organisationen sofort an die Seite der Opfer und Hinterbliebenen. Zehra Khan wurde zu einer Sprecherin des Workers Rights Movement (WRM), in dem die Überlebenden von Ali Enterprises um ihr Recht auf volle Entschädigung, aber auch für die Verbesserung der Sicherheit ihrer Arbeitsplätze und die grundlegende Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen streiten.

Am 11. September 2012 verbrannten in Karatschi/Pakistan 259 Arbeiter_innen in einer Fabrik, die fast ausschließlich für den deutschen Discounter KiK produzierte. Kurz danach starben kamen bei einem Brand bei Tazreen Fashion in Dhaka/Bangladesch über 100 Menschen. Wieder ging es um Jeans und Shirts für deutsche, europäische, amerikanische Märkte. Ein halbes Jahr später folgte der Zusammensturz der Rana Plaza-Fabrik in Dhaka/Bangladesch, bei dem über 1000 Menschen ihr Leben verloren. Die Textilindustrie stand im Fokus der Aufmerksamkeit, die öffentliche Empörung über die tödlichen Textilfabriken in Südasien war groß. Doch mehr als zwei Jahre nach den Unglücken sind tiefgreifende Veränderungen bisher ausgeblieben.
Noch immer kämpfen die Hinterbliebenen und Arbeiter/innen um angemessene Entschädigung. In den Fällen, wo Firmen Zahlungen leisteten taten sie dies ohne Eingeständnis einer Schuld, ohne jegliche weitere Verpflichtung. Sie traten auf als freiwillige gutmütige Gönner. Am Arbeits- und Lebensalltag der Arbeiter/innen hat sich kaum etwas geändert. Ein Blick nach Pakistan zeigt, dass noch immer Millionen Arbeiter/innen in der Textilindustrie unter menschenunwürdigen Bedingungen schuften.
Überstunden sind die Regel, Gewerkschafter/innen werden unter Druck gesetzt, die Bildung von Gewerkschaften erschwert. Kein Textilunternehmen, auch kein deutsches, wurde bisher für die Katastrophen und ihre Folgen juristisch verantwortlich gemacht. Um dies zu ändern haben Anfang März vier Betroffene der Brandkatastrophe von Ali Enterprises in Deutschland Klage gegen KiK eingelegt, ein Präzedenzfall. Und vor Ort streiten Gewerkschafter/innen unermüdlich für ihre Rechte. Aber wir müssen auch die Frage nach unserer Verantwortung und Solidarität stellen. Denn wir sind nach wie vor, auch wenn wir das gar nicht sein wollen, die letzten Auftraggeber/innen der globalen Produktions- und Verwertungsketten.

Veranstaltungsort

franz.K

Unter den Linden 23
72762 Reutlingen

Lageplan


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