Kalender


Sonntag 11.10.15

Der Atem der Münsterglocken

Da geh ich hin! Freunde einladen

QR-Code erzeugen



Abendkasse k.A.  

Beschreibung

 


Der Atem der Münsterglocken

Sounddesigner Andreas Usenbenz (38) und Grafikerin Dorothee Köhl (35) haben zum Münsterjubiläum den Klang der Turmglocken aufgenommen und neu zusammengemischt. Mit Hilfe eines Schreiners und eines Programmierers wollten die beiden Ulmer Künstler einen "Raum der Stille" schaffen. Herausgekommen ist die Installation "Bellsbreath", zu erleben von 10. Oktober bis 18. November in der Turmhalle.
Bei Ihrem Projekt hört man Musik, trotzdem sprechen Sie von einem "Raum der Stille".

Andreas Usenbenz: Das Münster ist ja eigentlich ein Ort der Selbstreflektion, der Findung. Im Tagesgeschäft geht dieser Raum ein bisschen verloren: Es ist total viel los, die Leute machen Fotos, es gibt Führungen, es ist relativ laut. Wir wollten den Leuten unterschwellig mitteilen, dass es ein Raum der Stille ist, ein Raum der Reflektion. Deswegen haben wir uns für ein Podest entschieden, auf dem man mit dem vierkanaligen Klang der Glocken umgeben wird - Das hat was Einhüllendes. Es ist was, das einem total die geistige Aktivität raubt...
Dorothee Köhl: ... beziehungsweise öffnet. Der Blutdruck geht richtig runter. Wir wollen auch eigentlich, dass die Leute, bevor sie das Podest betreten, die Schuhe ausziehen. Damit entblößt man sich natürlich ein bisschen und ist empfänglicher.

Wie kamen Sie auf die Idee?

Usenbenz: Wir wollten was machen, was direkt für das Geburtstagskind - das Münster - ist. Und da kamen wir auf den Raum im Raum.
Köhl: Wir wollten nicht nach außen glänzen, funkeln und laut sein. Wir wollten das Leise-Sein. Die Leute wissen oft nicht mehr, wie sie sich in einem Raum verhalten sollen. Wir wollten ein Zentrum schaffen: Zur Konzentration auf ganz rudimentäre Sachen.

Das Konzept erinnert an die meditative Art von Klangschalen. Haben Sie sich daran orientiert?

Usenbenz: Nein. Die fertige Aufnahme hat aber eine Art klangschalenartigen Klangcharakter.

Haben Sie komponiert oder probiert?

Usenbenz: Ich hatte 'ne leichte Soundvorstellung im Kopf. Aber es war total schwer, die umzusetzen. Die Glocken sind nämlich nicht harmonisch, wenn man sie zusammenmischt, sondern atonal. Als zweites habe ich einfach mal aufgenommen: Die Glocken einzeln, alle zusammen, ich habe sie oben im Glockenturm mit Schlägeln bespielt, um einfach ein Sammelsurium von Klängen zu finden und damit zu jonglieren: Wie klingt das, was inspiriert mich? Ich wollte auf keinen Fall ein Musikstück schreiben.

Hat manch ein Münsterbesucher also wildes Glocken-Getrommel gehört?

Usenbenz: Ich habe das zwischen den Jahren gemacht, als nicht so viel los war. Allerdings habe ich festgestellt, dass das Schlägelspiel zu rhythmisch waren und es komplett weggelassen.

Und stattdessen?

Usenbenz: Im Endeffekt war es ein sehr technischer Prozess: Ich habe zum Beispiel die Glockentöne in ihre spektralen Frequenzen zerlegt, ganz kurze Schnipsel genommen und dann digital gedehnt. Dadurch werden Schwingungen, die man normalerweise kaum hört, ultralang und langsam. Man erkennt die Glocken so eigentlich nicht wieder.

Mehr zum Projekt auf www.bellsbreath.de

Veranstaltungsort

Ulmer Münster

Münsterplatz 1
89073 Ulm

Lageplan


0 Kommentare