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Beschreibung
Klebstoff, Creme und Kultsymbol
Die Orchideen: nicht nur herrlicher Blütenschmuck,
sondern auch Nutzpflanze
Sie sind sehr gattungs- und artenreich, mal mit üppiger Blütenrispe, mal
winziges Pflänzchen, mal aus tropischen Regenwäldern, mal der
heimischen Flora entstammend und sie sind bekannt als gepflegte Zierde
und Blütenschmuck in der Wohnung – die Orchideen. Vom 12. bis 14.
Februar 2016 ist das Neu-Ulmer Edwin-Scharff-Haus (ESH) zum 18. Mal
Gastgeber einer international anerkannten Blumenschau. Dass die dort
gezeigten Exoten in einigen Herkunftsländern auch eine Bedeutung als
Nutzpflanze besaßen und zum Teil noch besitzen, ist größtenteils in
Vergessenheit geraten. Wir haben ein wenig in Nachschlagewerken
geblättert und mit Fachleuten gesprochen. Und siehe da: auch heute
werden hie und da noch Inhaltsstoffe von Orchideen für Arzneimittel und
Kosmetik oder die Pflanze selbst als Flechtmaterial verwendet. Die Zeit, da
man in Japan eine Orchideenart (Neofinetia falcata) bei Kriegern als
glückbringendes Symbol von den Priestern vortragen ließ, ist jedoch
längst Vergangenheit.
Neu-Ulm. Zum 18. Mal seit 1980 veranstaltet das Edwin-Scharff-Haus (ESH)
gemeinsam mit der Deutschen Orchideen-Gesellschaft (DOG), die Neu-Ulmer
Orchideentage. Vom 12. bis 14. Februar werden zahlreiche regionale, nationale
und internationale Orchideenzüchter ihre schönsten Exemplare auf der großen
Blumenschau präsentieren. Zu der wichtigsten Vertreterin unter den noch heute
genutzten Orchideen zählt die Vanille.
Nahrungsmittel und Kosmetik
Vanille fand schon zu Zeiten der Azteken in Mexiko Verwendung zur
Geschmackverfeinerung von Kakao. Heute werden von den rund 50
verschiedenen Vanille-Arten lediglich drei als Nutzpflanze angebaut. „Vanilla
planifolia, Vanilla pompona und Vanilla tahitensis“, wie uns Bernd Treder,
Präsident der Deutschen Orchideen Gesellschaft (DOG) verrät“. Eingesetzt
werden Pflanzen, wie einst in Mexiko, zur geschmacklichen Abrundung diverser
Schokoladen- und Süßspeisen. Vanilla pompona allerdings findet zur
Veredelung von Parfüms und Tabakwaren Verwendung.
Eine weitere Orchideenart, Leptotes bicolor, trägt ebnfalls aromatische Früchte
und wurde noch bis zur Jahrhundertwende Erfischungsgetränken beigegeben
und auf Madagaskar wird noch heute aus den Blättern von Angraecum fragrans
Tee zubereitet. Die Bewohner des Orient schließlich nutzen Salepknollen als
Gelatine zur Zubereitung von Speiseeis und zur Herstellung von Limonaden.
Heil- und Arzneimittel
Doch neben ihrer Bedeutung für Nahrungsmittel und Kosmetika, fanden die
Orchideen noch in zahlreichen anderen Bereichen Verwendung. Im Altertum
sprach man etlichen terrestrischen Arten zum Beispiel eine aphrodisierende
Wirkung zu, wobei dies schon damals nicht ganz unumstrizzen galt. Ferner
nutzte man die Salepknollen als Droge, beispielsweise gegen Gicht, Fieber sowie
Magen- und Darmerkrankungen. Die Indianer Mittelamerikas setzten getrocknete
Knaollen von Bletig pupurea als Heilmittel gegen Magenweh und Epidendrum
bifidum als harntreibendes und wurmabführendes Mittel ein. In anderen Länder
dienten einige Orchideenarten aber auch der Behandlung von frischen Wunden,
Nervenleiden, Hysterie und Hypochondrie.
Handwerksstoff und Kultsymbol
Damit sind die Anwendungsgebiete der exotischen Schönheiten aber noch längst
nicht erschöpft. Ein an Proteinen, Aminosäuren, Zuckern, Karotin und Vitaminen
reichhaltiger Extrakt von Cattleya-Pollinen wird zum Beispiel zur Herstellung von
Cremes in der Kosmetik verwendet. Für ganz andere Zwecke setzte man einst in
Japan und in Guyana den schleimigen Saft einiger Orchideen-Arten ein, nämlich
als Klebstoff zur Schuhreparatur und als Buchbindeleim. Als hervorragender
Porzellankitt galt das Produkt einer im westlichen Nordamerika vorkommenden
Erdochidee. Faserliefernde Orchideen-Arten, wie Dendrobium amblyornidis und
Diplocaulobium utila verwendet man in Neuguinea und auf den Molukken für
Flechtarbeiten. Pfeiffen und Signalhörner stellten früher die bewohner von
Guatemala aus den langen, innen hohlen Pseudobulben der Schomburgkia
tibicnis her. In Japan schließlich hatte die Neofinetia falcata eine kultische
Bedeutung und wurde bei Kriegen von den Priestern als glücksbringendes
Symbol vorangetragen.
In der heutigen Zeit werden die meisten nutzbaren Inhaltsstoffe der Orchideen
jedoch durch synthetische Materialien ersetzt, sodass den Orchideen die größte
Bedeutung als wunderschöner Blumenschmuck zukommt.
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