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Mittwoch 22.11.17
20:00 Uhr
Tübinger Poetik-Dozentur 2017
'Poetics of Crime' mit Arne Dahl



Abendkasse k.A. |
Beschreibung
Kriminalroman, Detektivgeschichte, Roman Noir und Thriller galten lange als Trivialliteratur. Weder die Literaturgeschichte noch die gegenwärtige Literaturlandschaft rechtfertigen diese Einschätzung.
Schließlich kann eine "Poetik" der Kriminalgeschichte bis in die griechischen und biblischen Mythen hinein verfolgt werden. Dabei geht es um Psychologie und Soziologie des Verbrechens, eine Philosophie von Strafe und Sühne, um gesellschaftliche und ökonomische Konstellationen, pathologische Dispositionen, aber immer auch um die kluge Verwendung von Methoden und Theorien und eine überzeugende Interpretation von Zeichen und Indizien, es geht zudem um Phantasie, Intuition, Einfühlung und schließlich auch: um das Scheitern aller Versuche, das Verbrechen für immer aus der Welt zu schaffen.
Arne Dahl – so das Pseudonym des schwedischen Schriftstellers Jan Lennart Arnald –, geboren 1963, lebt in Stockholm und Berlin, ist Literaturwissenschaftler und arbeitet für die Schwedische Akademie, die alljährlich den Nobelpreis vergibt. Er ist Herausgeber der Zeitschriften Artes und Aiolos und zudem Kritiker beim Göteborgs-Posten. Für seine Werke erhielt er mehrere internationale Preise, darunter auch den Deutschen Krimipreis in der Kategorie ‚International‘ für Falsche Opfer (2004) und Tiefer Schmerz (2005). Mehrere seiner Romane wurden für das Fernsehen verfilmt.
Arne Dahl hat ein großes Figurenensemble entwickelt, das im Team der ‚A-Gruppe‘ als Sonderermittlungsgruppe der schwedischen Polizei oder als operative Einheit der europäischen Polizeibehörde Europol über ganz Europa ermittelt, in Den Haag, New York, Stockholm und Cornwall und in einem weltumspannenden und undurchschaubaren Netz aus Intrigen um Finanzmagnaten, Politiker, Hacker, Mafia, Kinderpornografie und den G-20-Gipfel 2009. Mit dem Abschluss seiner A-Gruppe-Reihe, Bußestunde (2013), lieferte Dahl einen Roman, mit dem der Schwedenkrimi seinen „letzten Höhepunkt“ erlebe, einen Umbruch „von zumindest literatursoziologischem Rang“, wie Elmar Krekeler in der Welt konstatiert.
Sein Roman Sieben minus eins (2016) führt ein neues Ermittlerduo ein, ohne allerdings auch hier allein auf den klassischen Typus des melancholischen, einsamen Ermittlers zu setzen: „Mir wird immer klarer, dass ein einzelner Mann nutzlos ist, reine Platzverschwendung. Eine Frau alleine hat dagegen keine Probleme zu existieren. Deswegen gibt es in meinen Krimis immer Protagonistinnen“, so Dahl im Interview mit Anne Haeming. Sieben minus eins konstruiert „eine Etüde der Kälte, Finsternis allenthalben. An den ‚Randzonen des Lebens‘ operieren Psychowracks als zitternde Uhrmacher-Götter.“ (Die Zeit) Auch in seinem neuesten Roman, Sechs mal zwei (2017), müssen sich Molly Blom und Sam Berger nicht nur mit lange gelöst geglaubten Verbrechen beschäftigen, sondern auch mit gegenseitigem Misstrauen umzugehen lernen.
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