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Dienstag 21.11.17
20:00 Uhr
Tübinger Poetik-Dozentur 2017
'Poetics of Crime' mit Friedrich Ani



Abendkasse k.A. |
Beschreibung
Kriminalroman, Detektivgeschichte, Roman Noir und Thriller galten lange als Trivialliteratur. Weder die Literaturgeschichte noch die gegenwärtige Literaturlandschaft rechtfertigen diese Einschätzung.
Schließlich kann eine "Poetik" der Kriminalgeschichte bis in die griechischen und biblischen Mythen hinein verfolgt werden. Dabei geht es um Psychologie und Soziologie des Verbrechens, eine Philosophie von Strafe und Sühne, um gesellschaftliche und ökonomische Konstellationen, pathologische Dispositionen, aber immer auch um die kluge Verwendung von Methoden und Theorien und eine überzeugende Interpretation von Zeichen und Indizien, es geht zudem um Phantasie, Intuition, Einfühlung und schließlich auch: um das Scheitern aller Versuche, das Verbrechen für immer aus der Welt zu schaffen.
Friedrich Ani, 1959 in Kochel am See geboren, lebt heute als freier Schriftsteller und Drehbuchautor in München. Neben Kriminalromanen schreibt er Lyrik, Erzählungen, Jugendromane und Drehbücher. Nach dem Zivildienst in einem Heim für schwer erziehbare Jungen war Ani von 1981 bis 1989 Polizeireporter, danach Kulturjournalist und Drehbuchautor. Er ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und des Internationalen PEN-Clubs. Er erhielt sieben Mal den Deutschen Krimipreis sowie den Adolf-Grimme-Preis und den Bayerischen Fernsehpreis. Sein Roman Der namenlose Tag (2015) wurde unter die zehn besten internationalen Kriminalromane des Jahres gewählt und von Volker Schlöndorff verfilmt.
Der einsame Engel (2016) ist Anis zwanzigster Roman um den melancholischen Ermittler Tabor Süden: Die Menschensuche ist der rote Faden, der sich durch das Werk des Autors zieht. „Tabor Südens Ermittlungen sind Erkundungen der Geheimnisse der Seele, seine Methoden sind Intuition, Empathie und eine Fragetechnik im Stil provokativer Intervention“ (Deutschlandfunk 9.2.16).
Nackter Mann, der brennt (2016) erzählt eine düstere Rachegeschichte: „Ein bayerisches Dorf als Teil der Welt des Roman noir“, in das der Erzähler, „gleichzeitig Opfer und Täter“, zurückkehrt, wird zum Schauplatz seiner Vergeltung: „Messerscharf sind die Sprachbilder des Erzählers“, so die Rezensentin der Süddeutschen Zeitung, Roswitha Budeus-Budde. Es ist ein Buch über Einsamkeit, Schweigen, Diskriminierung und Ohnmacht. Nackter Mann, der brennt ist nicht exakt die Geschichte eines Verbrechers aus verlorener Ehre, aber doch eine über vernichteten Stolz und eine zerstörte Seele, „ein großartiger Roman über Opfer, Schuld und Wahn“, so Tobias Gohlis in Die Zeit. Im Suhrkamp Verlag erschienen zuletzt der Gedichtband Im Zimmer meines Vaters (Mai 2017) und der Kriminalroman Ermordung des Glücks (September 2017).
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