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Sonntag 06.03.22

16:00 Uhr

No Woman No Film: DER MANN, DER SEINE HAUT VERKAUFTE (OmU) & Gast

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Abendkasse k.A.   10,00 € / 9,00 € k.A.  

Beschreibung

 


Filmeinführung und anschließende Diskussion mit dem Festivalleiter des Arabischen Filmfestivals Dr. Adwan Taleb.

Keine Frage: Ein Film über die Kunstwelt sollte selbst künstlerisch daherkommen. Aber dabei belässt es die tunesische Regisseurin Kaouther Ben Hania nicht. Ihre ästhetische Meisterschaft reflektiert ein moralisches Dilemma, das keine einfachen Lösungen erlaubt. Wie weit darf ein Mensch in Not gehen? Und was ist einer avantgardistischen Kunst erlaubt, die das Flüchtlingselend kritisieren möchte, aber sich vielleicht doch nur um sich selbst dreht? In ihrem zweiten langen Spielfilm erkundet die Filmemacherin solche Fragen in bildgewaltigen Sequenzen, die einen eigenen Sog entfalten.

TN/FR/BE/DE/SE 2020, 104’, Drama | Regie Kaouther Ben Hania | mit Yahya Mahayni, Dea Liane, Koen De Bouw, Monica Bellucci | Arabisch-englisch- französische Originalfassung mit deutschen Untertiteln

Sam ist ein ebenso sensibler wie impulsiver junger Mann, der aus Syrien in den Libanon geflohen ist und zu seiner Geliebten Abeer nach Brüssel reisen möchte. Nur wie? Der renommierte Künstler Jeffrey Godefroy will ihm helfen, indem er ein lebendes Kunstwerk aus Sam macht und so über die Grenzen bringt. Kaouther Ben Hania brilliert einmal mehr mit ihrem scharfsinnigen und schonungslosen Blick auf unsere Gegenwart.

Sam Ali und Abeer sind ein Paar aus Raqqa am Euphrat. Es hat sich ewige Liebe versprochen und träumt von einem Leben in Frieden. Sam haut aus Syrien ab, bevor man ihn einsperrt; Abeer wird von ihrer Familie an einen Diplomaten verheiratet, der das Land in Brüssel vertreten soll und Abeer mitnimmt. Sam will ihr nachreisen, aber wie kommt ein syrischer Flüchtling nach Europa? In Kunstgalerien futtert er sich durch und trifft auf die Agentin Soraya und den erfolgreichen Künstler Jeffrey Godefroy. Der bietet dem verzweifelten Verliebten an, ihn zum Kunstwerk zu machen und als solches nach Brüssel zu bringen. Ein Pakt mit dem Kunstteufel. Godefroy tätowiert Sam das begehrte Schengen-Visum auf den Rücken und verändert seinen Körper statusmässig vom Flüchtling zum Kunstobjekt. Nun steht Sam die Welt offen, liegt ihm die Kunstwelt zu Füssen. Freiheit hat ihren Preis.

Man könnte sagen: Zynischer lässt sich die Gegenwart nicht zuspitzen, aber die Tunesierin Kaouther Ben Hania, die uns diese Geschichte bravourös inszeniert erzählt, hat diese nicht erfunden. Es gibt den realen Fall, der dem Film vom Mann, der seine Haut verkauft, zugrunde liegt. 2006 hat der Belgier Wim Delvoye dem Schweizer Tatoo-studiomann Tim Steiner den Rücken in ein grosses Bild verwandelt und für 240’000 Franken an einen Sammler verkauft. So kam Steiner als Objekt in die Museen der Welt. Kaouther Ben Hania hat schon in früheren Filmen wie ihrem Mockumentary Le challat de Tunis bewiesen, wie spannend es sein kann, mit Fakten zu spielen, sie zu fiktionalisieren, um umso scharfsinniger zum Kern vorzudringen. Hier bringt sie das Schicksal eines Flüchtlings mit dem Wesen der Kunstwelt zusammen und entblösst im ureigensten Sinn die Käuflichkeit der Welt. Wer seine Haut opfert, kann ans Ziel gelangen. Eine wuchtige Satire.

NO WOMAN NO FILM Festival
Kino Arsenal | Kartenreservierung:
07071 999 75 31 oder arsenal@arsenalkinos.de



Karten: 10€ / 9€ ermäßigt
Kurzfilmprogramm (ohne Gästinnen): 6€
Mehr zum Programm & Events: www.arsenalkinos.de

Veranstaltungsort

Kino Arsenal

Am Stadtgraben 33
72070 Tübingen

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