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Sonntag 04.12.11

THEATER U 34 „Arkadien“

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Vorverkauf 12,60 Euro   Abendkasse 13,50 Euro   erm. VVK 9,30 Euro   erm. AK 10,50 Euro  

Beschreibung

 


England, 1809: Lord Byron, berühmter Dichter und Liebhaber, besucht die Familie Coverly auf ihrem englischen Landsitz Sidley Park. Briefe berichten von einem Duell mit dem Poeten Chater, der kurz danach tot ist. Die Mutmaßungen darüber, was Byron auf dem Lande alles getrieben haben könnte, beschäftigen in der Gegenwart den Byron-Forscher Bernard, der heute die Nachkommen der Coverlys auf eben jenem Landsitz besucht. Er wähnt sich bald in den Fußstapfen Byrons und vermutet, dass der Dichter dort die Frau eines anderen Schriftstellers verführt und diesen dann im Duell erschossen hat. Währenddessen haben 1809 (und später 1812) die Coverlys von damals ganz andere Probleme fast profaner Art: Die junge aber frühreife Tochter des Hauses Thomasina ist in den Hauslehrer Septimus verliebt, der sich seinerseits in ein amouröses Abenteuer mit Thomasinas Mutter verstrickt. Mutter hat sich aber in den Dichterstar Byron verguckt. Zurück in der Gegenwart muss Bernard sich mit der kauzigen attraktiven Erfolgsautorin Hannah herumschlagen, die die Coverlysche Familienbibliothek hütet und an einem neuen Buch über einen mysteriösen Eremiten forscht, der seit 1812 auf dem Anwesen gelebt hat. Glücklicherweise kann er sich mit Chloë, der Tochter des Hauses, ablenken, deren Bruder wiederum in Hannah verliebt ist . . .

Zum Autor
Oscar-Preisträger Sir Tom Stoppard (Shakespeare in Love), geboren 1937 in der Tschechoslowakei, gelangte im Laufe seiner Kindheit und Jugend über Singapur und Indien nach England, wo er heute als Mitglied des „Order of Merit“ lebt, vom Englischen Königshaus ehrenhalber in den Stand eines Ritters erhoben. Stoppard ist einer der einflussreichsten und renommiertesten britischen Dramatiker, der neben zahlreichen Stücken (u.a. Rosencrantz und Güldenstern sind tot) auch für Radio, TV und Film schrieb – u.a. war er Co-Autor von Terry Gilliams Brazil und Das Reich der Sonne.

Zum Stück
“Et in arcadia ego”, so einerseits der Ausruf des Lebemanns in der malerischen Landschaft, andererseits die Drohung auf dem Grabstein: Auch in der gottgegebenen Natur lauert der Tod – alles ist vergänglich. Das romantische Temperament in Arkadien treibt die Figuren über alle Zeitschranken hinweg zum Sex, um der Vergänglichkeit zu entkommen. Die wissenschaftliche Erkenntnis hat uns inzwischen – in Form der Thermodynamik und Entropie – bewiesen, dass dieses Streben vergeblich ist. Gleichzeitig macht die Thermodynamik alles, was passiert, erst möglich – insbesondere die Liebe. Egal, ob zu Napoleonischen Zeiten oder in Zeiten wissenschaftlicher Höhenflüge. Stoppards melancholische Komödie verknüpft die verschlungenen Wege von Liebe und Sex mit Chaostheorie und Literaturgeschichte. Darüber hinaus beleuchten Stoppards Figuren in Arkadien die Natur der Vergänglichkeit, Fermats letzten Satz, wissenschaftliche und romantische Erkenntnis und den freien Willen. Im für das deutschsprachige Theater ungewohnt frischen Konversationsstil schlägt Stoppard den Bogen von der großen Unterhaltung zu ernsthaft diskutierter Wissenschaft. Die Kritik feierte Arkadien als Stoppards bestes Stück: “I have never left a play more convinced that I had just witnessed a masterpiece.” (Daily Telegraph). Es gewann 1994 den “Laurence Olivier Award for Best New Play” und war 1995 am Broadway für den “Drama Desk Award” und den “Tony Award” nominiert. Es war außerdem in der Endauswahl der Royal Institution für das “beste [Buch] über Naturwissenschaft, das je geschrieben wurde”.

Arkadien ist unter den Theaterstücken unserer Zeit einzigartig: Es geht um große Ideen – Erkenntnis, wissenschaftlichen Fortschritt, den freien Willen – genauso wie um Leidenschaft und die Natur der Liebe, die sich in einem Reigen zwischen dem frühen 19. und dem späten 20. Jahrhundert immer wieder begegnen. 2009 erst sah der britische Independent das Stück als das größte Stück unserer Zeit, insbesondere wegen der wunderbaren Liebesgeschichte zwischen Hauslehrer Septimus und Schülerin Thomasina. Was Arkadien aber außergewöhnlich macht, ist die Meditation über große naturwissenschaftliche und mathematische Entdeckungen – Entropie, Chaostheorie, Fermats letzten Satz – und die Erkenntnis an sich, und wie sich diese unseren Leben wiederspiegeln. So wird aus Einsichten über den freien Willen, die Irreversibilität der Zeit, das chaotische Verhalten des Universums und unsere Vergänglichkeit eine melancholische und romantische Komödie über die menschliche Existenz an sich. Stoppards Wissenschaftsverständnis, das sich in Arkadien zeigt, ist durch umfangreiche Recherche informiert. Er vermeidet die in der Literatur üblichen klischeehaften Vereinfachungen von Wissenschaft und Mathematik und zeigt, dass diese Erkenntnisse für uns alle relevant sind, nicht nur für „Nerds“ und kalte Technokraten. Gleichzeitig bewahrt er sich und dem Stück ein romantisches Temperament, das den traditionellen Widerspruch zur Aufklärung und dem gesellschaftlich- technischen Fortschritt vergessen macht.

Zur Inszenierung
Theater U34 hat sich für die Vorbereitung der Inszenierung ein Jahr Zeit gelassen, um der Komplexität des Stücks gerecht zu werden: Das Ensemble setzt sich aus ausgebildeten Geistes- und Naturwissenschaftlern zusammen, die dem Stück besser gerecht werden können als traditionelle Theaterinszenierungen, die auf reine Schauspieler ohne den nötigen Hintergrund und kurze Probenprozesse setzen. Gleichzeitig haben alle Ensemble-Mitglieder schon in vielen Inszenierungen ihre Professionalität bewiesen. Um die intensive Vorbereitung möglich zu machen – das Ensemble ist über ganz Deutschland verstreut – setzte Theater U34 moderne Medientechnik für die Vorbereitung ein: Eine Web-Seite diente der organisatorischen Vorbereitung, das umfangreiche dramaturgische Material wurde in einem Wiki angefertigt. Ein gerade begonnenes Blog dokumentiert den Produktionsfortschritt. Die Inszenierung von Arkadien durch Theater U34 dürfte also eine in vieler Hinsicht besondere Veranstaltung sein: Neben einem äußerst unterhaltsamen und anrührenden Abend wollen wir Interesse an der faszinierendenWelt wissenschaftlicher Erkenntnis wecken und damit den Funken Bildung und Erkenntnis, der sich uns während der Vorbereitung erschlossen hat, an unsere Zuschauer weitergeben.

Theater U34
Theater U34 ist ein Zusammenschluss von Theaterschaffenden aus ganz Deutschland, das sich 1999 in Tübingen formierte. Seit seiner Gründung hat Theater U34 sieben Produktionen aufgeführt:
Equus von Peter Shaffer (1999, Landestheater Tübingen, Zentrum Rotebühlplatz Stuttgart, Theaterhaus Stuttgart, Metropol-Theater München),
Eine Woche voller Samstage von Paul Maar (2001, Sudhaus Tübingen),
Wir können das. Alles. von Simone Ohne (Uraufführung, 2001, Depot Tübingen),
Der Tod und das Mädchen von Ariel Dorfman (2001, Zimmertheater Tübingen, Zentrum Rotebühlplatz Stuttgart),
Der Leichtsinn der Sally Talley von Lanford Wilson

(2003, deutschsprachige Erstaufführung, Zimmertheater Tübingen), Push Up 1–3 (2007, Vorstadttheater Tübingen), Die Abenteuer der Silvester-Nacht von E.T.A. Hoffmann (2008–2009, Landestheater Tübingen, Vorstadttheater Tübingen, Theater am Olgaeck, Stuttgart, Theater am Torbogen, Rottenburg). In Arkadien fließen mehrere Jahre der Vorbereitung und anderthalb Jahre Probenarbeit ein: Die Darsteller, die neben umfangreicher Schauspielerfahrung allesamt akademische Ausbildungen mitbringen, interpretieren ihre Figuren mit Tempo und Präzision. In einem äußerst unterhaltsamen Abend werden wissenschaftliche, philosophische, wissenschaftsgeschichtliche und literaturwissenschaftliche Hintergründe mit hohem Bildungsnährwert transportiert: Die Antwort von Theater U34 auf den dritten gescheiterten Bildungsgipfel.

Besetzung
Thomasina Coverly: Mayte Fleischer
Septimus Hodge: Henry Toma
Jellaby: Michael Sperber
Ezra Chater: Andreas Wolfer
Lady Croom: Katharina von Savigny
Captain Brice: Chris Linder
Hannah Jarvis : Mo Sauer
Chloë Coverly: Manuela Morlok
Bernard Nightingale: Nikolaus Frei
Valentine Coverly: Frank Weiß
Gus Coverly/Augustus Coverly: Timo Kraus

Regie: Michael Sperber
Bühnenbild/Beleuchtung: Till Grab
Komposition: Uwe Schenk, Jörg Koch
weitere Musik: Mo Sauer
Ausstattung: Mo Sauer
Logistik: Sabine Sperber
Coaching: Harry Nehring
Dramaturgie: Steffen Carl

www.theater-u34.de

Veranstaltungsort

Sudhaus

Hechinger Str. 203
72072 Tübingen

Lageplan


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