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Dienstag 01.10.13
14:00 Uhr
Elisa Haug und Carolin Jörg



Abendkasse k.A. |
Beschreibung
Carolin Jörg entwickelt ihre Arbeiten aus dem Medium der Zeichnung. Auf dem Blatt entstehen Skizzen, Aufzeichnungen und Entwürfe für Installationen, die entweder collageartig in einer Vielzahl einzelner Arbeiten oder in wandfüllenden Motiven zur großen Form finden. Die Künstlerin hält ihre Umwelteindrücke in einer Art visuellem Tagebuch fest – mit Bleistift, Buntstift, Kugelschreiber, Aquarell oder Tusche, aber auch Stempeldruck auf gesammelten Papieren. Als Untergrund benutzt die Künstlerin jedes Papier, das ihr in die Finger gerät, seien es Papiertüten, Löschblätter, Rechnungen oder Schmierzettel. Indem Carolin Jörg diese Tagebuchaufzeichnungen in einer Art „Multipicture“ aufeinander prallen lässt, erzeugen sie eine zeitgemäße urbane Vielsprachigkeit, die durch die subjektive Perspektive der Künstlerin eine neue Qualität gewinnen. Aufgeschnappt und schnell hingeworfen, Teil der Lebenswelt und einer subjektiven Biografie.
In ihren großformatigen Arbeiten und Objekten bestimmt die Untersuchung der Beziehung Raum – Zeichnung und der Übergang zwischen der Zwei- und Dreidimensionalität ihre Auseinandersetzung mit der Linie. In Wandstickereien, Wandcollagen und Papierskulpturen wie den Gewöllen, löst sich die Linie von ihrem Untergrund, ist zugleich Zeichnung und Objekt und bildet im Raum stehende Verknotungen und Verknüpfungen.
Elisa Haug nähert sich ihren Themen forschend durch intermediale Herangehensweisen. Diese beinhalten Malerei, Zeichnung, Performance und Installation. Ein wichtiges Thema ist dabei die Auseinandersetzung mit dem Zustand der Transformation.
So thematisieren die Arbeiten der Serie Gebäude im Nebel Orte, die sich ehemals in menschlicher Nutzung befanden, aber wieder aufgegeben wurden. Diese Brachen zeigen noch Reste ihrer Nutzung, wie etwa leerstehende Gebäude. Ihre ursprüngliche Funktion erschließt sich aber nicht mehr. Seit einiger Zeit hat ein Verfall und ein Vegetationsprozess eingesetzt. Die Natur breitet sich dickichtartig aus, versperrt den Blick und lässt menschliche Spuren langsam verschwinden. Gräser, Stauden, Sträucher und Bäume wuchern überall. In den Bildern lösen sich Landschaften und Gebäude in ungegenständliche, nebelige Farbflächen auf und werden von diesen und von geometrischen Formen überlagert. Die Arbeiten entstanden aus der Beschäftigung mit Orten in Berlin, die sich im Zustand der Transformation befinden bzw. kurz davor sind zu verschwinden. Sie sind übrig gebliebene Reste einer vergangenen Zeit. Sie berichten von dieser vergangenen Zeit, symbolisieren aber auch deren Verschwinden. Die Arbeiten dokumentieren sowohl das eine als auch das andere und schreiben damit ein Stück Zeitgeschichte. Zudem zeigen sie eine Scheinwelt, in der sich Schärfe und Unschärfe mischen und die vertraut und zugleich fremd ist.
In den Arbeiten der Serie Gestrüpp von Elisa Haug fügen sich aus Flächen und geometrischen Formen Landschaften. Zugleich thematisieren sie den Mal- und Zeichenprozessprozess als solchen: die Momente des eigenen Scheiterns im Übermalen und Zerstören, aber auch die Freude am Zitieren und dem Aufgreifen von Fragmenten, das Ringen mit sich und den Vorbildern. Sie sind durch ein Erinnern an Stile und Formensprachen, an Zitate aus der Kunst, der Kultur und den Medien gekennzeichnet und zeigen die Spuren der Auseinandersetzung mit der Geschichte der modernen und zeitgenössischen Malerei und der der Landschaftsmalerei.
In dem Gemeinschaftsprojekt Senden / Empfangen von Carolin Jörg und Elisa Haug geht es um den Austausch von Arbeiten zwischen Künstlern und um die Frage nach künstlerischer Identität. Seit zwei Jahren schicken sich die Künstlerinnen Zeichnungen zu, führen sie weiterer und senden sie zurück. Zeichnerische Ideen ergänzen und überlagern sich, werden um- und weiterentwickelt. Es entstehen Kunstwerke, die nicht mehr einer einzigen Künstlerin zugeordnet werden können, sondern künstlerische Koproduktionen sind.
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