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Mittwoch 12.03.14
18:00 Uhr
Le Passé - Das Vergangene



Abendkasse k.A. |
Beschreibung
Intensives Beziehungsdrama über einen Iraner, der nach Jahren nach Frankreich zurückkehrt, um festzustellen, dass seine Frau mit einem Anderen zusammenlebt. Vom preisgekrönten iranischen Regisseur von "Nader und Simin".
Genre: Drama
Laufzeit: 125 min.
FSK: ab 12 Jahre
Nach seinem Bären-Gewinner "Nader und Simin - Eine Trennung" erweist sich der iranische Filmemacher Asghar Farhadi mit seinem ersten außerhalb seiner Heimat entstandenen Film erneut als Meister moderner und komplexer Beziehungsdramen, in denen zwar nichts einfach, aber alles gerade wegen ihrer Komplexität immer packend, faszinierend und von einer ergreifenden Menschlichkeit ist. Zunächst geht es um den Iraner Ahmad, der aus Teheran nach Frankreich zurückkehrt, auf Drängen seiner Frau Marie, die er vier Jahre zuvor verlassen hatte. Er soll endlich die Scheidungspapiere unterzeichnen, erfährt aber erst vor Ort, dass Marie, die zwei Töchter aus erster Ehe hat, mittlerweile mit einem anderen Mann zusammenlebt. Die Situation ist von der ersten Minute an angespannt, die Konflikte sind vorskizziert.
Dennoch entwickelt Farhadi die Handlung nie, wie man es erwarten würde, weil auch die Figuren sich nicht den allgemeinen Erwartungen fügen, sondern ein Eigenleben führen: Unmerklich lässt Farhadi mit großer Eleganz den Fokus von Ahmad, der als Außenstehender in eine Situation gerät, von der er nichts ahnt und in der er zunächst als umsichtiger Mediator abseits eigener Interessen agiert, zunächst zu Maries 16-jähriger Tochter und schließlich zu Marie selbst, gespielt von "The Artist"-Aktrice Bérénice Bejo, und ihrem neuen Liebhaber Samir (Tahar Rahim aus "Ein Prophet") wandern, die ein ganz eigenes Päckchen zu tragen haben: Samirs depressive Ehefrau hatte vor Monaten versucht, sich das Leben zu nehmen und liegt seither im Koma.
Um sie dreht sich schließlich das eigentliche Drama: Wer trägt Schuld an ihrem Selbstmordversuch? Ihr lebloser Körper, über den viel geredet wird, den man aber nie zu sehen bekommt, bis er in der allerletzten Szene eine entscheidende Rolle spielt, ein Sinnbild für alle Beteiligten, die sich in einem Limbo zu befinden scheinen, einem Zustand des absoluten Stillstands, gefangen in der Vergangenheit und im Hier und Jetzt, unfähig den nächsten Schritt zu gehen. Wie ein Hohn scheint es, dass Maries baufälliges Häuschen direkt neben einer Autobahn steht, Symbol für Bewegung.
Farhadi lässt sich Zeit, seine Geschichte zu erzählen, doch wirkt "Le passé" nie lang oder langweilig: Der Regisseur hat absolute Kontrolle über die Szenerie, die Schauspieler und die Figuren. An Rohmer (ohne dessen Leichtigkeit) fühlt man sich erinnert, an Bresson (ohne dessen Agenda), an große Romane - ein echtes Ereignis. ts.
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